Nach fünf Monaten in der Schweiz war es am 19. April wieder soweit: wir setzten uns ins Auto und fuhren wieder über eine Landesgrenze. Endlich sind wir wieder unterwegs!
Während den vergangenen fünf Monaten in der Schweiz haben wir uns immer mal wieder etwas schlau gemacht, welche Destinationen für uns in Frage kommen könnten, um unsere Reise erneut aufzunehmen. Was wir aus der Zeit seit unserem „Ausstieg“ letzten Sommer gelernt haben, dann das: Pläne machen ist legitim, aber mache sie nicht allzu lange im Voraus, denn es kann schnell etwas dazwischen kommen. So checkten wir zwar hin und wieder die bereisbaren Länder, liessen eventuellen Reiseideen aber gar nicht allzu viel Raum, um zu wachsen, sondern konzentrierten uns auf unsere Jobs, genossen den Winter und optimierten einige Dinge an unserem Auto.
Als die ersten Vorboten des Frühlings auftauchten, spürten wir, dass die Zeit zur Weiterreise nun endlich kommen könnte. Etwas ernster befassten wir uns deshalb mit den Bestimmungen und Möglichkeiten in den europäischen Ländern und schnell rückte Schweden in unseren Fokus. Im Gegensatz zu den anderen Skandinavischen Ländern herrschte (Stand vor Abreise) keine Quarantänepflicht, lediglich ein negatives Testergebnis war vorzuweisen. Der Landweg über Dänemark war nicht möglich, aber es gibt eine direkte Fährverbindung über Deutschland. Die Durchreise durch Deutschland als Transitpassagier war ebenfalls ohne Quarantäne möglich. Schweden selber haben wir bisher bei unseren Reisen nach Norwegen jeweils nur gestreift, und wir hatten lediglich einige wenige Eindrücke mitgenommen, die aber durchwegs positiv waren.
Nun stand er plötzlich im Raum, der Plan. Und mit ihm eine riesengrosse Vorfreude. Die Reiselust war nie erloschen, wurde aber von vielen anderen Gefühlen überlagert und schlummerte über den Winter vor sich hin. Nun tauchte sie wieder auf und mit ihr eben diese Vorfreude auf das Leben im Bus, die ständig wechselnden Orte, die Begegnungen, das einfache Leben…
Hier nun chronologisch die letzten Schritte vor unserem Neustart:
Nachdem wir unsere „Winterzelte“ in Bern abgebrochen haben, fuhren wir nach Interlaken. Dort wollten wir Mojos Knie nach absolvierter Antibiotika-Kur nochmals checken lassen. Es sah zum Glück gut aus, der Infekt im Knie scheint keine Probleme mehr zu machen (Details zur langen Krankengeschichte hier). Zudem gab’s für Mojo noch eine Impfung in seinen Winterspeck.
Während dem anschliessenden Hundekurs residierten wir fürstlich auf dem Camping Manor Farm im Neuhaus und durften mit Mojo während zwei Tagen auf dem wohl schönsten Trainingsgelände der Welt trainieren – merci vielmal Jo und Evelyne! Mit im Gepäck haben wir neue Ideen und neues Material, um Mojos Hirnzellen unterwegs ab und zu angemessen zu fordern.
Auf dem Campingplatz trafen wir zufälligerweise eine sehr nette kleine Familie, die in einem ganz ähnlichen Camper wie unser Nyumbani unterwegs ist. So ein Zufall aber auch! Der Vater liebt seine Tochter so fest, dass er sie nicht mal für ein heisses Stück Pizza aus den Armen geben wollte und man ihm das Essen deshalb eingeben musste…
Am Tag der Abreise holten wir nach, was höchstwahrscheinlich der Grund für den durchzogenen ersten Reisestart war: Wir wanderten mit Mojo hoch zu unserem Lieblingsplatz am Saxetbach – unser Kraftort. Letzten Sommer kam die Verletzung dazwischen, doch diesmal klappte es. Wir setzten uns auf unseren Fels am Bach und hielten einige Minuten inne. Wir liessen die vielen Episoden seit unserem Abschlussfest vor einigen Monaten revue passieren und mussten schmunzelnd die Köpfe schütteln. Zurück beim Auto stellten wir den Kilometerzähler auf null und starteten erneut. Nach diesem Re-Start kann es nur gut kommen!
Zumindest bis Thun.
Hier hatten wir unseren PCR-Test reserviert. Das Drive-in verliessen wir im Rückwärtsgang, denn unser Auto war zu hoch. Kein Problem, wir verschoben ein paar Absperrgitter und gingen zu Fuss zum Test. Am Check-in wies uns eine Dame freundlich darauf hin, dass seit heute die Einreise nach Schweden nicht mehr möglich sei. Das ist genau die Info, die man in solch einer Situation braucht. Nach dem Kampf Nasenhöhle gegen Stäbli (er kostete Nils Tränen und uns beide einige Fränkli) konsultierten wir jenste Newsportale. Die Frau war einfach nur schlecht informiert gewesen, Schweden hatte keine neuen Einreisebestimmungen erlassen.

So fuhren wir also los gen Deutschland, denn ab jetzt zählte die Uhr rückwärts. 48 Stunden hatten wir Zeit, um bei den Schwedischen Grenzbeamten vorstellig zu werden. Ungewohnt wenige Fahrzeuge rollten mit uns in Basel dem Grenzübergang entgegen. Wir hatten alle Dokumente bereit und waren uns sicher, als offensichtliches Reisefahrzeug angehalten zu werden.
Unsere Ausreise, bzw. Einreise interessierte kein Schwein.
Froh, eine weitere mögliche Hürde gemeistert zu haben, fuhren wir zügig gegen Norden, übernachteten nahe Baden-Baden an einem wunderschön einsamen Ort in den Weinhügeln, füllten unsere Vorräte auf und parkten für die Nacht vor der Überfahrt im Hafen von Rostock. Die Fahrt durch Deutschland war richtig angenehm – nur einmal standen wir ganz kurz im Stau, sonst war auf den Autobahnen ungewohnt wenig los. Etwas weniger gefiel uns, dass nur Nils‘ Testresultat eintraf. Schon wurden Pläne geschmiedet, wie Nils und Mojo die Reise ohne Rebi fortsetzen würden, wenn diese am Hafen nur adieu winken würde… Spät am Abend kam es dann doch noch. Wir würden die Reise also zu dritt fortsetzen!

Am Morgen vor der Überfahrt neues Ungemach – wir konnten zwar am Automaten einchecken, aber eine zweite Barriere verhinderte die Fahrt vor die lang ersehnte Fähre. Der zweite Automat liess alle Fahrzeuge durch ausser unseres, und bei der Helpline und im Büro der Fährgesellschaft hatten wohl gerade alle Pause. So nah am Ziel wollten wir das Schiff auf keinen Fall ohne uns losfahren lassen, und so versuchten wir halt, ob der Platz zwischen Barriere und Begrenzungsmauer nicht vielleicht genügend gross war für unseren Bus… ganz langsam, aber ohne Kratzer schlichen wir durch.
Auf der Fähre: durchschnaufen. Wir hatten uns im Vorfeld entschieden, eine Kabine zu buchen. Dies war eine tolle Entscheidung und wir genossen die sechs Stunden Überfahrt duschend, snackend und dösend. Vor allem für Mojo war diese Kabine eine Oase der Ruhe.
Die Fähre legte an und wir setzten uns wieder ins Auto. Doch nichts rührte sich. Über eine Stunde keine Bewegung in der Fahrzeugkolonne, wieso auch immer. Leicht nervös schielten wir auf unseren Countdown, die letzte Stunde war angebrochen und wir wussten nicht, wie genau es die jeweiligen Behörden mit den Einreisebestimmungen nahmen.
Plötzlich ging es doch los und wir fuhren inmitten grosser LKWs von der Fähre auf schwedischen Boden. Unser Anblick schreckte eine Gruppe von Zöllnern und Zöllnerinnen auf und wir präsentierten einer blonden Frau unsere PCR-Testresultate. Im starken Wind flatterten die so wertvollen Dokumente fast ins Meer hinaus, doch schliesslich nickte die Frau und sagte: „I’m happy, move on.“
Wow, wir waren also wirklich in Schweden! Diese neue Runde hat uns also wirklich Glück beschert.

Ein Jauchzer hallte durchs Hafenbecken von Trelleborg.
Ein Schwedischer Komissar, der sich – lässig an seinen Volvo angelehnt – gerade eine Zigarette anstecken wollte, hob leicht den Kopf und schaute zum weissen VW rüber. Sein Blick folgte dem davonbrausenden Auto mit Schweizer Kennzeichen und er fragte sich, ob dieser helle Schrei aus dem Innern des Wagens, oder von der blonden Zöllnerin gekommen war. Sicherheitshalber notierte er sich das Kennzeichen und nahm sich vor, zurück im Büro die Identität der heute anwesenden Beamtinnen überprüfen zu lassen. Seine neue Kollegin, die direkt von der Polizeischule gekommen war, würde ihm diese Arbeit bestimmt gerne abnehmen.

2. Mai 2021 um 6:54
Herrlich eure spannenden Reiseberichte zu lesen und die schönen Fotos zu bewundern!
Wünsche euch Dreien eine gute Weiterreise im Norden mit hoffentlich möglichst wenigen Corona-Einschränkungen!😉🌅
Hugo
30. April 2021 um 13:25
Oh, sone Närvekitzel! Mir si sehr froh, sit dir guet ds Schwede acho und wünsche öich e spannendi und gsundi Zyt im Norde. Es mues wük ke skandinavische Krimi si, aber mir läse gärn öii Brichte hie 😉
vieli liebi Grüess, Carla und ihri Eltere