Wir haben unserem Bus den Namen Nyumbani gegeben. Nyumbani bedeutet „Zuhause“ auf Suaheli. Obschon wir unsere Wohnung in der Schweiz aufgeben, haben wir immer ein Dach über dem Kopf, denn wo auch immer Nyumbani steht, ist gerade unser Zuhause.

Im April 2015 kauften wir unseren ersten Camper. Seither haben wir sehr viel Zeit damit verbracht, Ideen zu entwickeln, Ideen umzusetzen, spontan zu verreisen, geplant zu verreisen, Probleme zu lösen, Probleme lösen zu lassen,… Vor allem aber haben wir seither etliche Ausflüge und Reisen im selbst ausgebauten Bus unternommen und eigentlich gar keine anderen Ferien mehr gemacht. So unterwegs zu sein, hat sich zu einem Teil unseres Lebens entwickelt und wir lieben die Möglichkeit, ohne grossen Aufwand spontan irgendwohin verduften zu können.
Ausbau – erster Bus

Unser erster Camper begleitete uns seit der Zeit in Bern. Ein VW T5 mit langem Radstand, den uns unser damaliger Nachbar Domi schmackhaft machte. Er hatte sich einen neuen Bus gekauft und meinte, dieses Auto sei doch etwas für uns. Wir willigten ein, den Bus einmal unverbindlich anzuschauen, waren aber ziemlich überzeugt, dass wir als Stadtmenschen nicht wirklich ein Auto bräuchten. Irgendwie gefiel uns die Idee dann trotzdem, mit einem einfach ausgebauten Mobil spontan wegzufahren, und der Enge in der Stadt zu entfliehen. Auf früheren Reisen in Australien und Neuseeland haben wir beide schon die Vorzüge eines mobilen (temporären) Daheims erfahren und so kam es, dass wir Domi den Bus inklusive einem ziemlich rudimentären Einbau abkauften. Bett, einfache Küche, Solarpanel auf dem Dach, so in etwas der Ausbaustandard – ein prima Starterkit sozusagen.
Unsere ersten Ausflüge und Reisen machten ungemein grossen Spass und wir bereuten keine Sekunde, dieses Auto gekauft zu haben. Die Möglichkeit, so spontan unterwegs zu sein, ist grossartig!

Ein Busprojekt ist nie fertig – es entwickelt sich ständig weiter. Auch wir optimierten und ergänzten unser Mobil ständig und so kamen laufend neue Elemente dazu.
Im Juni 2016 ergänzte eine grosse Hundebox unsere Inneneinrichtung, inklusive Inhalt.

Im Herbst fuhren wir ins Engadin, wo die Temperaturen in der Nacht unter den Gefrierpunkt sanken. Wer schon mal bei tiefen Temperaturen in einem ungeheizten Auto übernachtet hat, weiss wie ungemütlich dies sein kann. Tiefgefroren war für uns am nächsten Morgen klar: eine Standheizung muss her!
nicht die erholsamste Nacht ihres Lebens
Solche Erfahrungen haben trotzdem ihr Gutes – noch heute freuen wir uns jedes Mal, wenn wir die Standheizung einschalten können, und sich unser Zuhause langsam wohlig erwärmt. Würden wir so etwas simples wohl auch so wertschätzen, wenn die Heizung von Beginn weg eingebaut gewesen wäre?
Ausbau – „Nyumbani“
Im Hinblick auf unsere bevorstehende, längere Reise stellte sich heraus, dass wir vor allem etwas im alten Bus nicht hatten: Platz gegen oben. Was auf einem kurzen Ausflug nicht so wichtig ist, kann auf einem längeren Trip schon mal die Laune trüben – gerade wenn man wettermässig nicht so oft draussen sein kann. Es geht zwar alles irgendwie, aber sich nie gut aufrichten können, zwickt früher oder später im Rücken. Nach einer langen Reise als Quasimodos wieder in einen anderen Alltag einzusteigen, erschien uns nicht so prickelnd.
Da der alte Bus schon einige Jahre und viele Kilometer auf dem Tacho hatte, entschieden wir uns gegen die Montage eines neuen, höheren Dachs und suchten stattdessen ein neues Fahrzeug mit fixem Hochdach. Glücklicherweise wurden wir nach nicht allzu langer Suche fündig und fanden ein gutes Occasionsauto.

Im Mai 2019 holten wir es zu uns nach Wilderswil und übergaben unser bisheriges Mobil an seine neuen Besitzer, welche lustigerweise die aktuellen Nachbarn von Domi sind. Das Auto kehrte also wieder an seine Heimatstrasse in Bern zurück!

Unser Ziel war sportlich – in sechs Wochen wollten wir das noch leere Auto mit dem Nötigsten ausstatten, um einen Monat in Skandinavien zu verbringen. Aufgrund der Erfahrungen mit dem alten Camper hatten wir ziemlich genaue Vorstellungen vom Ausbau im neuen Bus. Theorie und Praxis sind jedoch auch im Campingalltag zwei verschiendene Paar Schuhe. Wir hofften, unsere Ideen schon soweit umsetzen zu können, um das Leben im Bus während den Sommerferien zu testen.
Glücklicherweise konnten wir erneut auf Domi zählen, und somit legten wir voller Vorfreude los.

Die Zeit war knapp, doch es reichte irgendwie – dank einigen Nachtschichten und dem motivierenden Ziel vor Augen, einen Monat im neu ausgebauten Bus durch Skandinavien zu fahren.
Diese Reise führte uns durch Norwegen und Schweden und wir sammelten wertvolle Erkenntnisse zum weiteren Ausbau des Autos. Wir kehrten heim mit neuen Ideen zur Optimierung des wertvollen Stauraums – und mit einer ersten Beule, weil während der Rückreise beim retour manövrieren etwas gejufelt wurde.

Erneut wurde wieder gebastelt und gewerkelt. Solaranlage, Dachfenster, Standheizung, Heckbox,… Domi war wieder gefordert und wohl phasenweise mehr in unserem Bus als zuhause!
Nach den grossen Arbeiten ging es in den letzten Wochen vor unserem Einzug ins Nyumbani im Inneren des Fahrzeugs noch um die Details – ein Bereich, wo Rebi nichts dem Zufall überliess.
Das Ergebnis des Umbaus hat unsere Erwartungen übertroffen und wir freuen uns unglaublich auf unsere Reise in diesem tollen Daheim! Wir nehmen uns fest vor, auf der Reise zu uns und zum Bus Sorge zu tragen und uns nicht stressen zu lassen.
Uns ist bewusst, dass wir nicht die einzigen sind, die in einem Van auf Europas Strassen unterwegs sind. Wir finden, wenn man sich so auf Reisen begibt, trägt man auch eine Verantwortung gegenüber seiner jeweiligen Umwelt, den Menschen und der Natur. Als Camper sollte man deshalb immer rücksichtsvoll unterwegs sein.
Kürzer oder länger fahren, rechts oder links abbiegen, verweilen wo es passt und provisorische Pläne über den Haufen werfen – das ist es, was uns an dieser spontanen Art des Reisens gefällt. Wir fragen uns im Verlauf eines Reisetages oft, wo wir wohl die kommende Nacht verbringen werden. Meistens geschieht dies mit einem positiven, vorfreudigen Gefühl. Es kommt aber auch vor, dass wir uns plötzlich „im Seich“ befinden und die Nachtlagerfrage nicht die prickelndste aller Unklarheiten ist.
Wie auch immer, wir übernachten an den unterschiedlichsten Orten. Diese Abwechslung gefällt uns und wir schlafen meistens gut.
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